Strickjacke mit reversiblen Zöpfen – Grundrezept Teil 1

[unbezahlte und unbeauftragte Werbung – Namen von Wolle genannt (selbstbezahlt)]

– kostenfreie Anleitung für eine Strickjacke mit reversiblen Zöpfen / Teil 1: Kragen und Passe –

Meine Zopfjacke nach 130 Reihen vor der Teilung.
Meine Zopfjacke – Kragen und Passe

Auf den Wunsch von meiner Facebook-Freundin Petra und meiner Freundin Iris aus dem “realen” Leben, die es beide nicht abwarten können, diese Jacke zu stricken, habe ich jetzt schon einmal Teil 1 aufgeschrieben.

Nach der Passe einen zweiten Teil zu beginnen, erscheint mir eine gute Idee. Dieser Beitrag ist schon sehr lang geworden, auch wenn das eigentliche Strickstück dann doch recht einfach zu arbeiten ist, wenn das Grundprinzip verstanden ist.

Diese Anleitung ist nicht testgestrickt. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr eure Erfahrungen mit mir teilt und mir Fotos eurer Jacken zuschickt (Berit(at)Berit-Charlotte.de).

Und natürlich werde ich auch den Rest meiner Jacken-Geschichte und die Anleitung aufschreiben, sobald sie fertig ist.

Grundsätzliche Gedanken:

Bei dieser Anleitung handelt es sich eher um ein “Grundrezept”. Ich wollte eine Jacke, die meiner Körperform angepasst ist. Nicht weit und locker, sondern die Figur umschmeichelnd. Jede Strickerin sollte für diese Jacke die Maße ihres Körpers kennen und die Jacke entsprechend anpassen. Wer schon einmal einen Raglan-von-oben oder eine entsprechende Jacke gestrickt hat, sollte mit diesem “Rezept” und den dazugehörigen Erläuterungen zurechtkommen.

Meine Jacke wird etwas länger werden und nach unter hin eine leichte A-Form bekommen.

Es ist ein schmaler Ärmel aufgrund des Grundmusters.
Aufgrund des Grundmusters hat die Jacke einen schmalen Ärmel.

Ich habe alle Maße, Maschen und Reihenzahlen für meine Jacke angegeben. Dies soll eine Kontrollfunktion für euch haben. Nicht nur meine Körpermaße, sondern auch die von mir genutzte Wolle und meine Art zu stricken führen zu dieser Jacke.

meine Marlene
meine Marlene

Und so sehe ich aus: dies ist Marlene. Sie hat die gleichen Maße wie ich. Schultern und Hüften ca. Größe 42, kleiner Busen. Einen kleinen Kugelbauch (eher in Höhe des Magens) – Umfang an dieser Stelle ca. Größe 46/48 – und von hinten gesehen schlank und ein Hohlkreuz. Es ist nicht immer angenehm, sich selbst so genau zu betrachten, aber für gut passende Kleidung notwendig. Ich arbeite mit halben Umfängen. Dies habe ich von Meike von Crafteln gelernt, die mich auf einem Nähwochenende beraten hat.

So weit bin ich jetzt (Reihe 50). Neben den Maschenmarkierern seitlich der Zöpfe seht ihr noch die pinkfarbenen Fadenschlaufen. Sie markieren die Vorder- und Rückenteile sowie die Ärmel.
der Kragen und der Beginn der Passe

Das Grundmuster für die Jacke ist ein einfaches Bündchenmuster (1 Masche rechts, 1 Masche links). Die Jacke wird von oben nach unten an einem Stück gestrickt. Es ist kein “richtiger” Raglan von oben, sondern hat eher die Form einer Passe, da die Zunahmen an die Zöpfe angepasst sind (16 Maschen alle 4 Reihen im Gegensatz zum Raglan: 8 Maschen alle 2 Reihen).

Stehkragen
Stehkragen

Der reversible Zopf (von beiden Seiten schön) hat neben dem dekorativen Element auch die Funktion, die Weite zusammenzuhalten und gerade am Rücken wie ein kleiner Abnäher zu wirken. Der Kordelrand (I-Cord) gibt dem Ganzen mehr Stabilität. Der Ärmel ist durch das Grundmuster eng anliegend. Das Ärmelbündchen mit den Zöpfen könnte auch länger gestrickt werden und dann umgeschlagen getragen werden. Die Jacke hat keinen Verschluss und einen kleinen Kragen, der durch die reversiblen Zöpfen von beiden Seiten schön ist.

Kragen - umgeklappt. Man sieht die reversiblen Zöpfe.
Kragen – umgeklappt. Man sieht die reversiblen Zöpfe.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Damen mit anderer Körperform, zum Beispiel einer ausgeprägten Taille, an dieser Stelle rundherum Zöpfe stricken. Oder dass bei größerer Oberweite mehr Zunahmen im vorderen, oberen Teil der Jacke vorgenommen werden und diese Maschen auch wieder durch entsprechende Abnahmen ausgeglichen werden. Das aber muss jede für sich entscheiden.

6 Knäuelchen liegen hier - insgesamt über 2.000 m
6 Knäuelchen – insgesamt über 2.000 m

Ich stricke mit der Feinheit von Zitron und gehe im Moment (ich habe die Ärmel fertig und bin beim “Körper” in Höhe der Taille) davon aus, dass ich mit den vorhandenen 600 g auskommen werde. Die Wolle hat eine Lauflänge von 360 m auf 100 g. Die Empfehlung für die Nadelstärke ist 3-3,5 mm. Ich stricke mit Nadelstärke 4 mm. Durch das Grundmuster wird das Strickstück dicker, als man bei der Wollstärke meint, und beim Gebrauch dünnerer Nadeln auch sehr fest. Ich glaube, dass man auch mit 4fädiger Sockenwolle ein gutes Ergebnis bei der Jacke erzielen kann. Wenn du keine Maschenprobe stricken magst, fang einfach beim Kragen an. Dieses Stück ist ja nicht so groß, und der Zeitaufwand, solltest du ribbeln müssen, lässt sich fast mit einer Maschenprobe vergleichen.

Das brauchst du
(in Klammern die Stärke der von mir benutzten Nadeln):
  • Eine lange Rundstricknadel (4 mm) für die Passe und den Körper.
  • Zwei Rundstricknadeln (4 mm), wenn du die Ärmel gleichzeitig auf zwei Nadeln stricken willst. Alternativ eine Nadel (für Magic Loop) oder ein Nadelspiel (4 mm).

Ich habe mit insgesamt 3 Seilen und vier Nadelspitzen (Schraubsystem) sowie zwei Stoppern für stillzulegende Maschen gearbeitet.

  • Zwei Nadeln aus einem Nadelspiel (3,5 mm) für den Kordelanschlag, davon eine Nadel zum Abketten. Eine Rundstricknadel ist hier auch möglich, je kürzer, desto besser.
  • Eine Zopfnadel.
  • Viele Maschenmarkierer. Anstatt Maschenmarkierer kannst du auch Fäden zur Schlinge knoten.
  • Reihenzähler (es geht natürlich auch Papier und Stift, oder wie immer du Reihen zählst).
Angewandte Techniken (und Abkürzungen)
Kordelanschlag

3 Maschen auf einer Nadel des Nadelspiels anschlagen. *Die Maschen zum anderen Ende der Nadel schieben (nicht wenden!). Die drei Maschen rechts stricken. Ab * fortlaufend wiederholen. Das Strickstück rollt sich zu einer hohlen Kordel zusammen. Videos findest du im Internet auch unter I-Cord-Anschlag.

Grundmuster (GM)

Die gesamte Jacke (auch die Zöpfe) sind im Grundmuster 1 Masche rechts, 1 Masche links gestrickt.

Kordelrand (RM = Randmaschen für den Kordelrand)

Die letzten drei Maschen jeder Reihe nicht stricken, sondern nur auf die rechte Nadel heben (wie zum Linksstricken einstechen, der Faden liegt vor der Nadel).
Die ersten drei Maschen jeder Reihe rechts stricken.
Der Rand rollt sich ein, und bildet wie beim Kordelanschlag eine hohle Kordel.

Zopfmuster

Ich habe ein Zählmuster aufgeschrieben. Du kannst es hier als PDF herunterladen. Für einen Zopf nimmst du zwölf Maschen im Grundmuster. Vor und hinter einen Zopf habe ich jeweils einen Maschenmarkierer gesetzt.
Ab dem Anschlag (Kragen) werden sechs Zöpfe gestrickt. Drei Zöpfe sind in eine Richtung verschlungen, die Zöpfe der anderen Seite laufen gegengleich.
Du kannst erst einmal anfangen zu stricken und später entscheiden, welches die rechte (Außen-) Seite deiner Jacke sein soll. Die Zöpfe sind von beiden Seiten schön und auch der Anschlag ist von beiden Seiten gleich. Es könnte auch eine Wendejacke werden, wenn du die Fäden unsichtbar vernähst.

Ein solcher Rand entsteht, wenn durch den Zopf das Gestrickte zusammengezogen wird. Man kann es ausgleichen, indem man nach dem Anschlag und vor dem Zopf zunimmt.
Ein solcher Rand entsteht, wenn durch den Zopf das Gestrickte zusammengezogen wird. Man kann es ausgleichen, indem man nach dem Anschlag und vor dem Zopf zunimmt.

Vor Beginn der Zöpfe und nach dem ersten Zopfen habe ich Maschen zugenommen, damit sich der Beginn der Strickarbeit nicht kräuselt, da der Zopf das Strickstück zusammenzieht.
Möchtest du bei deiner Jacke weniger Weite an bestimmten Stellen, könntest du einen oder mehrere Zöpfe arbeiten.

Neue Knäuel ansetzen

Ich habe ein neues Knäuel immer am Anfang einer Reihe begonnen. So kann man die Anfangs- und Endfäden unsichtbar im Kordelrand vernähen.

Zunahmen

Die Zunahmen werden rechts und links von den Zöpfen gestrickt. Ich habe jeweils 2 Maschen gleichzeitig zugenommen, damit das Grundmuster nicht unterbrochen wird.

Die Zunahmen sind auf beiden Seiten des Zopfs gleich gearbeitet.

Einen Umschlag auf die Nadel nehmen. In der folgenden Reihe eine Masche rechts verschränkt und eine Masche links aus dem Umschlag heraus stricken.

Abnahmen

Auch die Abnahmen sind rechts und links von den Zöpfen gestrickt. Jeweils 2 Maschen werden gleichzeitig abgenommen, damit das Grundmuster nicht unterbrochen wird.

Vor dem Zopf (also an der rechten Seite): drei Maschen gleichzeitig links zusammenstricken.

Nach dem Zopf (linke Seite): drei Maschen rechts zusammenstricken.

Aber jetzt kommen wir endlich zur Anleitung für meine Jacke

Wir beginnen mit dem Kragen (44 cm breit, 8 cm hoch).

So weit bin ich jetzt (Reihe 50). Neben den Maschenmarkierern seitlich der Zöpfe seht ihr noch die pinkfarbenen Fadenschlaufen. Sie markieren die Vorder- und Rückenteile sowie die Ärmel.
Kragen mit Beginn der Passe

Kordelanschlag mit 3 Maschen: 135 Runden stricken, zwischendurch nachmessen (44 cm oder deine gewünschte Größe). Ich habe die Nadel am Ende erst mal gelassen und noch nicht abgekettet. Wenn ich mich verzählt habe, lässt es sich so schnell korrigieren.

Aus dem Kordelanschlag 135 Maschen aufnehmen (mit einem neuen Faden beginnen). Nicht vergessen, den Anschlag noch abzuketten.

Zu der Verteilung der Maschen und den ersten Zöpfen und Zunahmen gibt es auch ein Schema als PDF.

Maschenaufteilung: 3 Randmaschen (für den Kordelrand), 129 M , 3 Randmaschen (für den Kordelrand).

3 RM / 4 GM / 12 M Zopf vorn / 10 GM / 12 M Zopf Ärmel/ 10 GM / 12 M Zopf hinten / 10 GM/ 12 M Zopf hinten / 10 GM / 12 M Zopf Ärmel / 10 GM / 12 M Zopf vorn / 3 GM / 3 RM = 135 M

Anders gesagt: 6 Zöpfe, dazwischen liegen immer 10 Maschen. An einer Seite 3 Maschen für den Kordelrand und 3 Maschen im Grundmuster, auf der anderen Seite 4 Maschen Grundmuster und 3 Maschen Kordelrand stricken. So liegt immer eine rechte bzw. linke Masche neben dem Kordelrand (je nachdem, von welcher Seite man guckt). Das sieht harmonischer aus. Die eine Masche mehr/weniger hingegen fällt nicht auf.

Ich habe von Anfang an Maschenmarkierer gesetzt, bereits bei der Maschenaufnahme. So verzählt man sich nicht so leicht.

Ich habe alle Reihen gezählt, bis auf die Reihe der Maschenaufnahme aus dem Kordelanschlag.

Der Kragen besteht aus 34 Reihen:

Die erste Reihe ist eine ungerade Reihe. Die Umschläge für Zunahmen habe ich immer in einer ungeraden Reihe gearbeitet.

Verzopft habe ich immer in einer gerade Reihe.

Nach der Maschenaufnahme acht Reihen im Grundmuster arbeiten.

Hier bin ich mitten in der Passe. Die Zunahmestellen habe ich mit dem grünen Kreuzchen gekennzeichnet. Auch bereits bei der allerersten Zunahme nur dort Maschen zunehmen.

In der neunten Reihe neben den Zopfmaschen rechts und links je 2 Maschen zunehmen (außer in der Mitte – die 10 Maschen Grundmuster werden über den gesamten Rücken unverändert gestrickt sowie bei den Zöpfen am Rand des Vorderteils). Du arbeitest 8 Zunahmen mit je 2 Maschen = 16 Maschen und hast jetzt 151 Maschen auf der Nadel.

In der zehnten Reihe zum ersten Mal die Zöpfe arbeiten. Dann abwechselnd jede 6. und 12. Reihe zopfen (16. /28. /34. Reihe).

In der 13. Reihe neben den Zopfmaschen rechts und links je 2 Maschen zunehmen = 167 M.

Ab der 35. Reihe die Zunahmen für die Passe arbeiten. Hierfür in jeder 4. Reihe ab der 35. Reihe 16 Maschen wie oben beschrieben zunehmen (39. / 43. / 47. Reihe usw.).

Die Zöpfe weiterhin nach dem Schema jede 6. und 12. Reihe (46. / 52. / 64. / 70. Reihe usw.) arbeiten.

So fortfahren, bis die Passe lang genug ist, dass sie bequem unter den Armen zusammengefasst werden kann. Weitenkorrekturen sind in geringerem Maße im nächsten Schritt möglich. Dies beschreibe ich im nächsten Beitrag.

Hier sieht man gut, dass ein Zopf mittig auf einem Ärmel verläuft.
Hier sieht man gut, dass ein Zopf mittig auf einem Ärmel verläuft.

Ich kann mir vorstellen, dass Damen mit einer großen Brust schon in diesem Bereich mehr Zunahmen brauchen. Bitte messt euren Körperumfang unter den Armen, und auch die halben Umfänge (nicht einfach teilen). Wenn ihr beim Vorderteil wesentlich mehr Weite braucht (bei mir sind die Maße bis auf 4 cm fast identisch), solltet ihr hier auch mehr zunehmen bzw. im Rücken weniger zunehmen. Am einfachsten ist es, wenn ihr eine gut sitzende Jacke oder einen Pullover habt, auf den ihr euer Strickstück immer wieder auflegt.

Ich habe 130 Reihen = 39 cm (einschließlich Kragen) gestrickt.

Weiter geht es demnächst mit der Teilung Ärmel – Körper und der Anleitung für die Ärmel.

Wer mehr über die Entstehung und weiterführende Gedanken lesen möchte, schaut hier nach:

Mit blauer Feinheit zur Zopfjacke

Der Anfang ist gemacht – beim Sommerjäckchen Knit Along des MeMadeMittwoch

Zwischenstand beim Sommerjäckchen Knit Along

Sommerjäckchen-KAL – Finale der Herzen

Strickjacke mit reversiblen Zöpfen – die Ärmel

Mit diesem Blogbeitrag besuche die die Linkpartys bei Maschenfein, froh und kreativ und Du für dich am Donnerstag.

4 Gedanken zu „Strickjacke mit reversiblen Zöpfen – Grundrezept Teil 1“

    1. Danke, Elke. Ich hoffe, ich habe es verständlich und nicht zu kompliziert beschrieben.

      Liebe Grüße
      Berit

  1. 1000 Dank für diese tolle Grundrezept. Es hört sich toll an und sieht auch schon megatoll aus. Ich bin schon gespannt auf die fertige Jacke. Liebe Grüße Marion Bauer

    1. Lieben Dank für deinen Kommentar, Marion. Inzwischen bin ich mit den Zöpfen im Rückenteil (Hohlkreuz) fast fertig und überlege, wie lang die Jacke werden soll.
      Liebe Grüße
      Berit

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