Mein ganz besonderes Erlebnis am letzten Wochenende: Nähcamp in Dortmund – ein ganzes Wochenende mit Gleichgesinnten an der Nähmaschine.
Vor einigen Monaten schon hatten meine Freundin und ich beschlossen, an einem Nähwochenende teilzunehmen. Lange haben wir nach einem Anbieter gesucht, und sind schließlich auf die Nähcamptour von Elle Puls gestoßen. Da man bei Treffen mit Näh-Verrückten doch nichts von der Stadt sieht, hatten wir beschlossen, dass es durchaus auch in der Nähe unserer Heimatstadt sein darf, dann haben wir wenigstens keine weite Anreise. Trotzdem wollten wir unbedingt im Hotel übernachten, Worte wie late-night-sewing und natürlich auch das gemeinsame Kennenlernen lockten uns zu sehr.
Die Tickets hatten wir noch zum Frühbucher-Rabatt bekommen. Und auch auf die Hotelzimmer bekamen wir Nachlässe über die Teilnahme am Nähcamp. So ein Glück, dass wir uns entsprechend früh angemeldet haben!
Ungefähr einen Monat vorher kam dann die Vorbereitungsmail von Elke (Elle Puls), und ich konnte gleich loslegen. Insgesamt acht Schnittmuster haben wir bekommen, teilweise konnte man in bestimmten Shops selbst aussuchen, teilweise bekamen wir bestimmte Schnittmuster.
Mein Ziel war es, zwei bis drei Projekte mitzunehmen und den Stoff möglichst schon zugeschnitten zu haben. Aus Erfahrungen von Patchwork-Nähwochenenden weiß ich zwar, dass man nicht alles schafft, was man möchte, aber es wäre ja schrecklich, wenn…. Und natürlich kam alles anders, als geplant.
Also, dann nichts wie ab in den Keller, Stoff sichten, oder muss ich noch einkaufen? Ich habe mich entschieden, mein neues Wickelkleid-Schnittmuster mitzunehmen, das hatte ich ja schon Anfang Mai bestellt, und zwei Schnittmuster von den Goodies, einmal das Mahé-Shirt von Elle Puls, und dann die Bluse Cheyenne von Näh-Connection.
Das Wickelkleid-Schnittmuster erwies sich als echte Herausforderung. 110 Seiten, 17 Schnittmusterteile, ca. fünf Stunden habe ich gebraucht zum Schneiden und Kleben. Nun ja, es war auch mein erstes “online” gekauftes. Ansonsten kenne ich nur die Burda-Schnitte, wo man aus den Schnittmusterbögen herauskopiert, auch kein Vergnügen.
In der Facebook-Gruppe konnten sich die Teilnehmer schon mal kennenlernen und besprechen, wer welche Projekte näht. Man konnte sich mit Viren anstecken lassen, und gemeinsam hibbeln und sich auf das Wochenende freuen. Jede konnte mitbringen, was sie wollte, auch angefangene Projekte, zu denen sie Fragen hatte.
Anreise war Freitagnachmittag, ab 17 Uhr konnten wir in den Seminarraum des Hotels. Das eigentliche Programm begann erst am Samstagmorgen um 8 Uhr. Freitagabend war Kennenlernen und gemeinsames Essen, man konnte aber auch einfach schon seinen Arbeitsplatz einrichten und anfangen.
Wir waren knapp 30 Teilnehmer. Der Raum war groß genug, dass alle genügend Platz fanden, einschließlich einem großen Zuschneidetisch und 4 oder 5 Bügelstationen. Ein Kleiderständer war aufgestellt, auf dem man “Zeigeprojekte” aufhängen konnte (oder gucken und die anderer anprobieren) konnte. Es gab noch eine Garderobe an der Wand, die habe ich genutzt, um Halbfertiges am Bügel aufzuhängen.
Und eine Ecke war für die “Stoffpartnerin” Pepelinchen reserviert. Petra hatte einige ihrer Stoffe und Nähzubehör mitgebracht, so dass man “shoppen gehen” konnte. Wünsche für das Angebot konnten vorher in der Facebook-Gruppe geäußert werden. Ich habe diesen Jersey gekauft: sehr schön weich anzufassen und mit einem leichten Glanz.
Das war unser Programm:
Samstag
08.00 Uhr Einlass in den Nähraum
vormittags Workshop Slip-Nähen
13.00 Uhr gemeinsames Mittagessen
nachmittags Workshop Schnittmusteranpassung
19.00 Uhr Treffen zum gemeinsamen Abendessen außerhalb des Hotels / alternativ konnte aber auch weitergenäht werden
Der Nähraum war abends nach Bedarf geöffnet, am Samstag etwa bis 24 Uhr. Dann hatten wohl alle genug.
Sonntag
08.00 Uhr Einlass in den Nähraum
vormittags Workshop Farb- und Stilberatung
13.00 Uhr Imbiss (aber nur so nebenbei…)
15.30 Uhr offizielles Ende
Von den Workshops konnte man einen auswählen. Ich habe mich nach langem Überlegen für die Farb- und Stilberatung entschieden. Und ich glaube, die Teilnehmerinnen waren ganz gut in den einzelnen Gruppen verteilt, in unserem waren wir zehn Mädels (einschließlich Elke und Petra).
Wenn man Fragen hatte, haben unser “Näh-Coach” Anna (von einfach nähen – ich finde, sie hat tolle Youtube-Videos) und Elke von Elle Puls geholfen. Oder bei speziellen Fragen über ihre Fachgebiete auch Petra von Pepelinchen und Meike von crafteln.
Am Samstagvormittag habe ich die 10 Volants, die mein Kleid bekommt, mit einem Rollsaum versehen. Ich konnte mir die Maschine meiner Freundin leihen, die den Rollsaumfuß für mich mitgebracht hat (sowas habe ich nicht), und Anna hat mir erklärt, wie es geht. Das Ergebnis ist, naja, nicht so perfekt, wie ich es mir gewünscht habe, aber für ein “ich-probiere-mal-was-ganz-neues-und-schaue-ob-es-mir-gefällt-Kleid” ganz ok. Und wie so oft, hat alles wieder länger gedauert, als angenommen.
Mein persönliches Highlight war die Einzelberatung von Meike, die ich für den Samstagvormittag spontan dazu gebucht hatte. Sie hat mir erklärt, wo die Probleme bei meiner Figur sind, warum mir Standardkleidung oft nicht passt (auch gekaufte, außer es sind weite Sachen), wie ich die Schnitte angepasst bekomme und worauf ich achten muss. Und hat meinen Oberkörper vermessen. Und ich sage nur: Brustpunkt! Oder: halbe Taillenweite! Tausend Lichter sind mir aufgegangen und ich freue mich schon auf meine nächsten Näh- oder erst mal Schnittmusteranpassungsversuche!
Daraufhin konnte ich am Samstagnachmittag das Schnittmuster von dem Kleid, das ich mithatte, neu konstruieren (zum Glück konnte ich mir Papier ausleihen, das hatte ich natürlich nicht mit), und im Moment habe ich den Eindruck, es könnte wirklich passen. Ich bin dann natürlich nicht fertig geworden, da ich außer dem Schnittmuster auch alle Stoffteile (bis auf die schon fertigen Volants) neu ausschneiden musste (ja, ich hatte genügend Stoff).
Sonntagmorgen habe ich dann an der Farb- und Stilberatung teilgenommen. Dort wurde für jede Teilnehmerin ein Jahreszeitentyp erarbeitet und auch sonst habe ich viele Tipps mitgenommen über Kleidung und Brillen von der Stilberaterin Juliane.
Alle Teilnehmer waren sehr hilfsbereit und haben untereinander geholfen, auch wenn man Materialien (wie ich Papier) vergessen hatte. Außerdem hatte man die Gelegenheit, mal andere Nähmaschinen anzuschauen. Viele hatten zusätzlich eine Overlockmaschine mit.
Leider habe ich kein Erinnerungsfoto von Anna und mir machen können, irgendwie ist es an mir vorbei gegangen, dass sie schon Samstagabend abgereist ist. Aber da hätte ich ja noch einen Grund (von vielen anderen), das nächste Nähcamp zu besuchen.
Nicht ganz so schön war, dass wir einen Keller- (oder Souterrainraum) als Nähraum hatten, so gab es Tageslicht nur durch eine große Terrassentür zum sehr kleinen Atrium (ohne Sitzmöglichkeit, wir hatten dort einen der großen Spiegel aufgestellt). Der Raum war aber insgesamt hell genug.
Auch einen gemeinsamen Abschluss hätte ich mir gewünscht, aber Elke hatte wohl den Zeitpunkt verpasst. Die ersten brachen (für mich) plötzlich und spontan schon um 14 Uhr am Sonntag auf.
Insgesamt war es ein wunderbares Wochenende, ich habe sehr viel gelernt, die Gruppe war sehr harmonisch. Und im nächsten Jahr im Mai werde ich wieder dabei sein!
Einige der Teilnehmerinnen überlegen, ob sie im Oktober am Nähcamp in Düsseldorf teilnehmen. Oder vielleicht organisieren wir auch einen eigenen Dessous-Näh-Tag. Ich bin froh, dass die Facebook-Gruppe erst einmal bestehen bleibt – wir kennen uns jetzt schon so gut.
Mit diesem Beitrag besuche ich den Samstagsplausch von Andrea von Karminrot, die Montagsfreuden und den Freutag am Freitag.
Liebe Berit-Charlotte,
Oh zu so einem tollen Nähcamp würde ich auch gern einmal fahren. Ellen Plus steht bei mir auch ganz oben auf der Liste, nur von Heidelberg aus ist mir der Weg einfach zu weit. Rollsaum, toll ich bin gespannt auf das Endergebnis. Ist das Kleid schon fertig? 🙂
Viele liebe Grüße,
Annette
Hallo Annette, danke für deinen Kommentar.
Leider ist das Kleid noch nicht fertig, aber sobald es tragbar ist, zeige ich es natürlich hier. Und wenn ich es nicht hinbekomme, natürlich auch …
Liebe Grüße
Berit
Liebe Berit,
was für einen schönen Bericht du vom Nähcamp geschrieben hast! Natürlich freut es mich sehr, dass meine Beratung auch noch das spontane Highlight war! Ich liebe es einfach, Frauen dabei zu unterstützten, sich selbst Kleidung zu nähen, die sie schön und stark macht und ich liebe “das Geräusch”, wenn Groschen fallen.
Herzliche Grüße
Meike